Faserverbund Sandwich Tagung

Die Sandwichbauweise mit faserverstärkten Kunststoffen ermöglicht hocheffiziente Leichtbaustrukturen für zahlreiche Anwendungen. Erstmals widmet sich am 5./6. Februar 2020 eine Konferenz in Halle (Saale) speziell diesem Thema und beleuchtet Trends aus der Material- und Technologieentwicklung. Die ThermHex Waben GmbH ist einer der Veranstalter. Geschäftsführer Dr.-Ing. Jochen Pflug erklärt im Interview die Motivation für die Composite-Sandwich-Conference und wieso neben der Luft- und Raumfahrt auch die Automobilindustrie und viele weitere Branchen von einem verstärkten Einsatz der Sandwich-Technologie profitieren können.

Was können Faserverbund-Sandwichstrukturen leisten, was andere Leichtbau-Technologien nicht möglich machen?

Dr. Jochen Pflug: Der Leichtbau mit Faserverbund-Werkstoffen ist ein etabliertes Verfahren, um Gewicht und damit beispielsweise Treibstoffverbrauch zu reduzieren. Durch die Sandwichbauweise gibt es noch einmal zusätzliches Potenzial für Gewichtseinsparung. Außerdem eröffnet diese Bauweise die Option zur Senkung der Herstellungskosten, weil die teuren Faserverbundmaterialien nur für die dünnen Deckschichten der Bauteile verwendet werden. Moderne Fertigungsverfahren machen mittlerweile auch eine günstige Herstellung von Faserverbund-Sandwichstrukturen möglich.

Welche Märkte könnten von einem stärkeren Einsatz der Sandwich-Technologie profitieren?

Dr. Jochen Pflug: Zum einen sind das Märkte, die bisher vor allem aus Kostengründen nicht auf Faserverbund-Leichtbau setzen. Da ist das Wissen um die Kosteneffizienz, die sich mit Sandwichstrukturen erreichen lässt, noch nicht so verbreitet. Weil Leichtbau insgesamt wichtiger wird, sehe ich da große Potenziale. Das betrifft etwa die Automobilindustrie mit Komponenten wie dem Kofferraumboden, Unterboden oder Batteriegehäusen, ebenso die Bauindustrie mit neuen Lösungen für Gerüstplatten, Betonverschalungen oder Fassadenelemente. Auch die Luft- und Raumfahrtindustrie, ein Vorreiter beim Einsatz von Faserverbund-Sandwichstrukturen, kann durch neue Materialien und Fertigungsverfahren noch weitere Potenziale erschließen. Ich sehe auch spannende Anwendungsmöglichkeiten in der Möbelindustrie, im Schiffsinnenausbau oder für Züge.

Wo liegen aktuelle Herausforderungen für die Sandwichtechnologie?

Dr. Jochen Pflug: In vielen Branchen, die Faserverbund-Sandwichstrukturen bereits nutzen, sind mittlerweile Stückzahlen erreicht, in denen effiziente, automatisierte Produktions-weisen immer wichtiger werden. Gerade in der Luft- und Raumfahrt werden die traditionellen Fertigungsmethoden gerade überdacht, mit dem Ziel einer kostengünstigen Herstellung in großen Stückzahlen. Ein weiterer Schwerpunkt – in der Branche ebenso wie bei unserer Konferenz in Halle – sind thermoplastische Faserverbundsandwichstrukturen. Mit thermo-plastischen Materialien die gewichtsspezifischen Eigenschaften der duroplastischen Lösungen zu erreichen, ist allerdings eine Herausforderung. Es gibt in der Forschung und Entwicklung aber bereits spannende Ansätze. In meinen Augen ist das Profil unserer Tagung bestens geeignet, um Lösungen für diese Herausforderungen zu entwickeln, denn die beiden wichtigsten Zielgruppen können vom gegenseitigen Austausch enorm profitieren. In der Luft- und Raumfahrt gibt es sehr umfangreiche Erfahrungen zum Leichtbaupotenzial und Materialverhalten von Faserverbund-Sandwichstrukturen, in der Automobilindustrie großes Know-how zu effizienten Fertigungsverfahren. Das ergänzt sich wunderbar.

Der Jahreskalender ist nicht gerade arm an Tagungen und Branchentreffs zum Leichtbau. Wo liegt der Mehrwert der neuen Konferenz?

Dr. Jochen Pflug: Der klare Fokus auf die Sandwichbauweise, zu der wir international führende Fachleute zusammenbringen, ist unser Alleinstellungsmerkmal. Das passt auch bestens nach Halle, weil hier einst die ersten expandierten Wabenkerne hergestellt wurden. Mit dem Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS, das Co-Veranstalter der Tagung am 5./6. Februar ist und dem Kunststoffzentrum SKZ haben wir auch heute in der Region viel Kompetenz zu diesem Thema gebündelt. Eine Besonderheit ist auch der Fokus auf die Anwendung. Anders als bei wissenschaftlichen Tagungen wie der International Conference on Sandwich Structures ICSS haben wir klar die Bedarfe der Industrie und zukunftsweisende Lösungen für Unternehmen im Blick. Bei der Sandwichbauweise werden teure Faserverbundmaterialien nur für die dünnen Deck-schichten der Bauteile benötigt.

 

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